»Wer den Wert der Frauen
und das in ihnen liegende Geheimnis kennt,
der wird sich nicht enthalten, sie zu lieben.
Sagt doch der Prophet:
Es wurden mir lieb gemacht der Wohlgeruch und die Frauen.«
Ibn al-Arabi
(spanisch-arabischer Mystiker; 1165-1240)
Welche Möglichkeiten hat eine junge Frau (Jungfrau), der zur Gewohnheit gewordenen Rache ihres Gatten an allen Frauen zu entgehen, wenn sie nur eine Nacht Zeit hat.
Ein König, von einer seiner vielen hundert Gattinnen mit einem schwarzen Sklaven betrogen, fordert Vergeltung am ganzen Frauengeschlecht und kann seine „Ehre“ offenbar nur im Blute aller ihm anvertrauten Jungfrauen waschen, nachdem er ihnen die Süßigkeit der Männer, vertreten durch ihn, für eine Nacht vergönnt hat.
Es ist verständlich, dass ein Patriarch durch den Ehebruch seiner Gattin (auch wenn es Eine unter Hunderten ist) zutiefst gekränkt ist. Verständlich ist nicht, warum für die Eine das ganze Geschlecht (die Hälfte der Menschheit) büßen soll. Verständlich ist auch nicht, warum hunderte von Frauen sich täglich für den einen ausgezeichneten Mann zum Gebrauch bereitzuhalten haben, wenn doch jede Einzelne kaum die Chance einer Begegnung hat. Verständlich ist auch nicht, warum diese armen Geschöpfe nie die Süßigkeit des Mannes (eines anderen) erfahren dürfen, von Liebe ganz zu schweigen.
»Es ist verständlich, dass Scheherezade (die letzte Jungfrau) ihr Leben retten will. Es ist auch verständlich, dass sie den mitleidlosen, düsteren Tyrannen nicht lieben kann. Doch es ist ihre Pflicht, ihren Leib hinzugeben, in freudiger Demut und am Morgen artig auf die Hinrichtung zu warten.
Was aber nicht ihre Pflicht ist: ihre Seele in einer Nacht preiszugeben, weil eine Seele nun einmal nicht in einer Nacht ergründet werden kann. Um ihm diese zu offenbaren braucht sie Zeit und sie verschafft sie sich durch eine kluge Eingebung. Sie hat sich mit dem einzigen, ihr zur Verfügung stehenden Mittel – ihrem Verstand – gerettet und rettet damit ihre Seele und ihren Leib, der selbstverständlich den Anforderungen eines Königs entspricht. Nur sind solche Leiber an der Tagesordnung und daher nichts Besonderes mehr. Aber der Verstand ist etwas Besonderes bei Frauen und von daher durchaus beachtenswert.« – Heidrun von Strauch
Heidrun von Strauch: Dramaturgie, Regie, Kostüme
Dr. Mahmoud Ezzeldin: ethnologische Beratung und Assistenz
Heidrun von Strauch: Wesir / sein Gewissen; Schahrijar, König aus dem Geschlechte; der Sassaniden; Asisa; Dalila
Dr. Mahmoud Ezzeldin: Scheherezade, ältere Tochter des Wesirs; Asis
eine Puppe: Dunjasad, Scheherezades kleine Schwester